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Vom Zustand der Welt...

"Der Zustand der seelischen Gesundheit
erscheint mir zwar angenehmer, aber viel verrückter als der meine.

Wenn man es fertigbringt, nur einen einzigen Augenblick lang,
die Verhältnisse dieser Welt einigermaßen klar und deutlich zu übersehen,
dann muß man verrückt sein, um so zu leben wie die anderen:
ohne Angst, mit Appetit, mit ungestörter Nachtruhe,
mit dem Drang, sich fortzupflanzen,

mit Aufgaben, die man für wichtig hält..."

(C.Muhr, Tagebuch einer Depression)

Den Bauch entscheiden lassen...

Wer bei grösseren Anschaffungen sehr lange nachdenkt, neigt im Nachhinein zur Unzufriedenheit über den Kauf. Diejenigen, die eher aus dem Bauch heraus entscheiden, seien mit der Wahl später durchaus zufriedener.

Beim Kauf kleinerer Dinge wie etwa einer Zahnbürste, kann eine genaue Vorüberlegung sinnvoll sein.

Das sind die Erkenntnisse einer Reihe von Tests, die ein Team um den niederländischen Psychologen Ap Dijksterhuis durchgeführt hat.

Im Rahmen der Tests legten sie Probanden Autobeschreibungen vor und liessen sie auf Grundlage der Produktbeschreibungen nach vier Minuten sagen, welches Auto das qualitativ beste sei und daher von den einzelnen Personen gekauft würde.

Bei nur 4 Produktmerkmalen fiel die Entscheidung der Testpersonen recht einhellig auf das "beste" Auto, mit 12 Merkmalen war die Faktenlage schon komplexer, mit der Folge sehr unterschiedlicher Kaufentscheidungen.

Bei den Testpersonen, die sich nach Sichtung der Fakten mit Buchstabenrätseln ablenkten, entschied sich wieder eine Mehrheit für das beste Auto.

Um die Ergebnisse in der realen Einkaufssituation zu testen, beobachteten die Forscher anschließend das Kaufverhalten von Personen in Kaufhäusern und fragten die Käufer anschließend nach ihrer Zufriedenheit mit der Kaufentscheidung.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Mensch gar nicht in der Lage ist, eine Vielzahl komplizierter Gründe für oder gegen eine Entscheidung ganz bewusst gegeneinander abzuwägen.

Beschäftige man sich eine Zeit lang mit etwas anderem, übernehme das Gehirn diese Aufgabe unbewusst. Wenn dann plötzlich die Eingabe komme, "dieses Auto muss es sein" oder "dahin fahren wir in den Urlaub", dann ist das laut Dijksterhuis die beste Gewähr für eine zufrieden stellende Auswahl.

Klar ist allerdings: Argumente für oder gegen einen "groß" Kauf sollten gut gesichtet und zusammengetragen werden. Doch anschließend sollte der Bauch entscheiden, so der Psychologe.

Der Artikel "On Making the Right Choice: The Deliberation-Without-Attention Effect" ist in der Fachzeitschrift "Science" erschienen (Bd. 311, S. 1005, 17. Februar 2006).

(Quelle: science.orf.at)

Verkleiden als Therapie...

Jeder Mensch hat verschiedene Identitäten. Viele davon aber kann er im alltäglichen Leben nicht zeigen.

Da kommt der bevorstehende Fasching als "erlaubte Zeit" für alle Rollen gerade recht. Hier kann man Seiten von sich zeigen, die man in sich trägt, ohne Sanktionen befürchten zu müssen.

So jedenfalls sieht das die Psychologin Sonja Kinigader. Endlich könne sich die Bürofrau als Punk zeigen, ein Mann die Rolle einer Frau ausprobieren.

Das Annehmen von anderen, sonst vielleicht verpönten Identitäten habe somit, so Kinigader, einen "therapeutischen Effekt".

"Manche Kostüme werden aber auch gewählt, um mit Dingen fertigzuwerden, die einem unbegreiflich oder unheimlich sind", so die Psychologin weiter. In diesem Sinne könnte man z.B. Verkleidungen als Nonne oder Priester sehen.

Dabei ist nach Sonja Kinigader "eindeutig", welches Geschlecht sich lieber verkleidet: das Weibliche. Männer seien dagegen eher "sachlicher".

Menschen, die dem "närrischen Treiben" und den damit einhergehenden Verkleidungen eher überhaupt nichts abgewinnen können -wie ich etwa- werden leider nicht erwähnt.

Sehr zum Missfallen übrigens meiner diversen Identitäten:-)


(Quelle: science.orf.at)

Die Haltung bestimmt das Geruchsvermögen...

Mal Hand auf´s Herz, liebe LeserInnen...

Ist Euch bekannt, warum man einem Menschen, der in, nun sagen wir, liegender Haltung verweilt, keine Rosen schenken sollte?!

Nein?

Weil der Duft von Rosen im Liegen schlechter wahrgenommen wird.

Das jedenfalls berichtet ein Forscherteam vom Montreal Neurological Institute (MNI) in der Fachzeitschrift "Chemical Senses".

Die Forscher setzten 36 Studienteilnehmern beiderlei Geschlechts Phenylethylalkohol (PEA) in unterschiedlich verdünnter Form aus. PEA ist die chemische Zusammensetzung des herkömmlichen Rosenduftes.

Die Tests erfolgten sowohl in aufrechter als auch liegender Körperhaltung. Das Ergebnis: Eine signifikante Mehrheit von knapp zwei Dritteln roch im Liegen schlechter.

Wobei es allerdings über die Ursachen nur Vermutungen gibt.

Die Forscher halten es für möglich, das sich bestimmte Körpermechanismen in liegender Haltung bereits "auf Schlaf" umstellen und somit nur noch in eingeschränkter Form verfügbar sind. Ob das auch für andere Körpermechanismen gilt, geht aus der Studie allerdings nicht hervor:-)

Ein Ansatz könnte auch sein, dass die vermehrte Flüssigkeitszirkulation im Gehirn in liegender Haltung das schlechte Geruchsvermögen zur Folge hat.

Die Studie hat einen durchaus wissenschaftlichen Hintergrund, nämlich bei der Frage, wie z.B. Messergebnisse, die Tests im Liegen verlangen (Beispiel Kernspintomographie) bewertet werden können.

Für den Normalverbraucher dürften die Erkenntnisse helfen, wann und wo man Rosen überreicht, wenn die "Zielperson" auch den vollen Duft wahrnehmen soll:-)


Abstract der Studie "Sit Up and Smell the Roses Better: Olfactory Sensitivity to Phenyl Ethyl Alcohol Is Dependent on Body Position"

Stress locker nehmen mit Sex...

Ein Team von der britischen University of Paisley hat jetzt die Lösung für alle, die an Prüfungsängsten leiden:

Sex!

Und zwar "echter" Beischlaf, keine Selbstbefriedigung oder andere Praktiken, bei denen es nicht zum Koitus kommt. Die Wirkung des Beischlafes ist ein nachweislich lockerer Umgang mit der Prüfungssituation, so die Wissenschaftler.

Im Rahmen der Studie führten 24 Frauen und 22 Männer zwei Wochen lang Tagebuch über ihre sexuellen Aktivitäten. Anschliessend mussten sie einen Stresstest absolvieren: vor einem Auditorium reden und öffentlich Kopfrechnen.

Dabei zeigten die Probanden, die "echten" Sex hatten, die wenigsten Stresssymptome und den unauffälligsten Blutdruck. Anhänger "anderer" Sexpraktiken landeten dabei im Mittelfeld. Abstinente Teilnehmer litten dagegen am längsten unter stressbedingt hohen Blutdruckwerten.

"Die positiven Effekte konnten nicht nur der Kurzzeit-Entspannung nach dem Orgasmus zugerechnet werden, denn sie hielten mindestens eine Woche lang an", erläuterten die Wissenschaftler der Zeitschrift "New Scientiest".

Dabei soll die Ausschüttung des Hormons Oxytocin für den beruhigenden Effekt verantwortlich sein. Das Hormon ist für die Partnerschafts- und Vertrauensbildung und den Schutz stillender Mütter vor Stress wichtig.

Aus der Studie, die im Journal "Biological Psychology" veröffentlicht wurde, geht leider nicht hervor, wie oft man denn "echten" Sex haben muss, um Stresssituation entsprechend locker zu überstehen...


(Quelle: science.orf.at)

Unglücklichster Tag des Jahres...

Nach-Weihnachtsfrust, die Rückkehr zur Arbeit nach den Winterferien, der Druck zum Erfüllen der guten Vorsätze für das Neue Jahr, geringe Aussichten auf Spass in den kommenden Wochen, fällige hohe Rechnungen für die Weihnachtsfesttage und die kalten Wintertemperaturen:

Das ist die Mischung, die zum Unglück führt. Zumindest, wenn es nach den Berechnungen des britischen Gesundheits-Psychologen Cliff Amall von der Universität Cardiff geht.

Er hat mit einer komplizierten Formel bestimmt, das all die ungünstigen Faktoren gerade diesen Montag zum "unglücklichsten Tag des Jahres" machen. Heute kulminiere alles im allergrössten Frust.

Für die Untersuchung befragte der Psychologe mehrere hundert Menschen.

Ich weiss nun nicht, wie Euer Tag war, aber nach Amall´s Ansicht solle man doch diesen Tag als Sprungbrett zur Veränderung und Ermutigung sehen.

Und es gibt zugleich Trost: Nach der gleichen Formel wird dann der 23 Juni zum "glücklichsten Tag des Jahres".

Na, das ist doch was:-)

(Quelle: science.orf.at)

Duftende Empfängnisverhütung...

Spermien orientieren sich auf ihrem Weg zur weiblichen Einzelle am Geruch.

Diese Entdeckung verdanken wir dem deutschen Forscher Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum. Nach den Erkenntnissen Hatts lassen sich die Spermien besonders von Maiglöckchenduft leiten. Mehr noch: sie haben in puncto Maiglöckchen die gleichen Rezeptoren wie die menschliche Nase.

Hanns Hatt: "Spermien können aufgrund von Sensoren in der Zellmembran Düfte erkennen, die die Eizelle abgibt. Das ist in diesem Fall ein Maiglöckchen-ähnlicher Duft. Die Spermien folgen der Duftspur im weiblichen Genitalbereich, der Gebärmutter entlang, bis sie zur Eizelle finden."

Ebenso wie sich die Spermien durch diesen speziellen Duft locken lassen, gibt es die Möglichkeit, so Hatt, auch eine Art "Antiduft" einzusetzen.

"Der Antiduft eröffnet nun die Möglichkeit, den Spermien quasi die Nase zuzuhalten und sie daran zu hindern, den Weg zur Eizelle zu finden. Damit wäre eine Empfängnis nicht mehr möglich", so Hatt.

Vielleicht wäre die zukünftige Art der Empfängnisverhütung das Auftragen eines Anti-Dufts, z.B. in Form einer Genital-Salbe. Derzeit laufen in einer belgischen Frauenklinik Studien zur "duftenden Empfängnisverhütung".

Offen ist weiterhin allerdings die Frage, ob Männer, die Maiglöckchen nicht riechen können, auch unfruchtbar sind.

Diese Entdeckung hat Hanns Hatt übrigens im letzten Jahr den Philip-Morris Forschungsrpreis eingebracht.

Sexuelle Ausrichtung und Wahrnehmung...

Neue Erkenntnisse über das menschliche Gehirn vermeldet die Universität Zürich.

Forscher haben dort erstmals nachgewiesen, das Gesichter bei der Partnerwahl eine Rolle spielen.

Das menschliche Gehirn reagiert auf ein Gesicht des sexuell bevorzugten Geschlechts anders auf auf andere Gesichter. Diese auf den ersten Blick scheinbar profane Erkenntnis gewannen die Forscher mit Hilfe von Gehirn-Scans.

Bekannt bisher war erst der Einfluss von Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Emotionen auf die Reaktionen des Gehirns bei der Wahrnehmung von Gesichtern. So lösen beispielsweise glückliche, ängstliche oder wütende Gesichter grössere Hirnaktivitäten aus als neutrale.

In ihrer Versuchsreihe mit 40 Männern und Frauen haben die Wissenschaftler festgestellt, dass heterosexuelle Frauen und homosexuelle Männer in der Hirnregion, in der das Belohnungszentrum lokalisiert ist, stärker auf männliche Gesichter reagieren, heterosexuelle Männer und homosexuelle Frauen hingegen stärker auf weibliche.

Den Probanden wurden bekannte und unbekannte Gesichter gezeigt und gleichzeitig die Reaktionen in den verschiedenen Hirnregionen gemessen.

Die Beurteilung der Attraktivität der Gesichter war dabei unabhängig von der sexuellen Neigung.

Ihre Studie stellten Felicitas Kranz und sein Kollege Alumit Ishai in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Current Biology" vor.

Sarkasmusnetzwerk...

Die zwischenmenschliche Kommunikation verläuft naturgemäss nicht immer störungsfrei.

Ironie und Sarkasmus sind typisch menschliche Ausdrucksformen, die gern zu Missverständnissen führen. Psychologen der Universität Haifa (Israel) haben nun herausgefunden, dass mehrere Teil des Gehirns störungsfrei zusammenarbeiten müssen, wenn sich aus der Kombination von Inhalt, Situation und Tonfall die Intention des Sprechers erschliessen soll.

Diese Fähigkeit muss sich entwickeln, deshalb auch können Kinder mit Sarkasmus nicht umgehen.

Die israelischen Forscher wollen mit ihrer Arbeit herausfinden, welche Gehirnregionen genau benötigt werden, um sarkastische Äußerungen richtig zu verstehen.

Eine zentrale Rolle kommt dabei, so die Forscher, dem Frontallappen und hier insbesondere dem unteren Teil des präfrontalen Cortex zu.

Obwohl der Frontallappen offensichtlich zentral ist, gehen die Psychologen davon aus, dass Sarkasmus über ein Netzwerk aus mehreren Gehirnteilen verarbeitet wird:

- Die Hirnrinde in der linken Hemisphäre erschließt den wörtlichen Sinn des Gesagten.
- Der Stirnlappen und die rechte Hemisphäre verarbeiten den sozialen und emotionalen Kontext und die Absicht der Äußerung. Sie identifizieren Widersprüche zwischen dem wörtlichen Sinn und der Intention.
- Der ventromediale Teil im präfrontalen Cortex ist schließlich für die Interpretation des festgestellten Widerspruchs zuständig und lässt den Zuhörer eine Schlussfolgerung ziehen, also letztlich den Sarkasmus verstehen.

Die Erkenntnisse der Wissenschaftler fügen nicht nur dem Wissen über das Gehirn ein Detail hinzu, sie haben auch etwas Tröstliches:

Wenn man mal wieder eine sarkastische Äusserung missverstanden hat, kann man sich zukünftig einfach damit rausreden, dass der präfrontale Cortex momentan nicht ganz funktionstüchtig sei...

Das Gehirn (wikipedia)