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Call Cutta...

Das Mobiltelefon klingelt, die Stimme mit indischem Akzent wirkt zunächst fremd, aber in den nächsten 90 Minuten wird sie zu deinem Verbündeten.

?Siehst du vor dir das rote Haus? Geh darauf zu, bück dich als würdest du die Schuhe binden, dann kannst du unauffällig ins Kellerfenster schauen. Sind die Vorhänge offen? Was tut der Angestellte am Schreibtisch?... Dann geh jetzt schnell weiter zur Tür..." Berlin Kreuzberg...

Die Stimme am Telefon sitzt 15.000 Kilometer und viereinhalb Stunden Zeitverschiebung entfernt, im Infinity Tower, Nordostkalkutta, Indien. Über Berlin wissen die Call-Center-Angestellten nur das, was das Skript vorgibt. Die Gebrauchsanweisung für eine Stadt, Lotsen, die eigentlich als Telefonisten für deutsche Grosskonzerne tätig sind. Für sie ein Job wie jeder andere.

"Call Cutta" heisst das Theaterexperiment der Berliner Künstlergruppe "Rimini Protokoll", ein Stück für zwei: einer ist der (ausgelagerte) Regisseur, der Theaterbesucher ist gleichzeitig der Schauspieler.

Das Outsourcing von Call-Center-Diensten im Rahmen der Globalisierung und das Outsourcing von Kunst, "Call Cutta" ist auch ein Stück Kapitalismuskritik.

Call Cutta

Hebbel Theater, Berlin