Schildkröten können fliegen...

Der erste Film aus dem Irak seit 26 Jahren, "Schildkröten können fliegen", ist ein Werk über den Krieg, über Kinder, die überleben, indem sie Minen räumen, die sie auf dem Schwarzmarkt wieder verkaufen.
Der kurdische Regisseur Bahman Ghobadi, Träger des Friedensfilmpreises 2005, hat ausschliesslich mit Laiendarstellern im iranisch-irakischen Grenzgebiet gedreht.
Der Film spielt in einem Flüchtlingslager. Hier lebt eine Schar von Kriegskindern, Kinder, die keine Eltern mehr haben, Kinder, die der Krieg verstümmelt hat. Der Film zeigt ihren täglichen Überlebenskampf. Die Darsteller sind echte Kriegswaisen. Was sie spielen, ist kein Spiel - es ist ihr Leben. Dieser Film ist Fiktion, und dennoch erzählt er wahre Geschichten.
"Wenn ich Filme sehe, die für Kinder gemacht wurden - Harry Potter zum Beispiel - dann kommt mir das seltsam vor, sagt Ghobadi. "Für kurdische Kinder ist das vollkommen fremd. Die können sich gar nicht vorstellen, dass es Kinder gibt, die so leben. Ich kann ihnen solche Filme nicht zeigen, denn sie haben nichts mit ihrem eigenen Leben zu tun. Die Welt soll sehen, dass es auch Kinder gibt, die leben, wie in meinem Film. Was haben sie zu sagen? Wie überleben sie? Das möchte ich zeigen. Deshalb mache ich solche Filme."
Der Film erzählt neben all dem Schrecken auch die Geschichte vom cleveren Sattelite, der sich unsterblich in die rätselhafte Agrin verliebt. Doch Agrin trägt hart an der Last ihrer Erinnerungen. Sie ist die Schildkröte, die dem Film seinen Namen gibt.
"Es war nicht schwer, meine Darsteller zu finden", sagt Ghobadi bitter, "es gibt so viele Kriegskinder. Mädchen wie Agrin gibt es in Kurdistan zu Hunderten. Gedemütigt, vergewaltigt, gebrochen. Ihre Geschichten erinnern daran, dass der Krieg auch dann nicht vorbei ist, wenn einmal die Waffen schweigen werden". "Schildkröten können fliegen" ist der erschütterndste Film seit langem - eine Poesie des Grauens über das Leben am Abgrund.
"Schildkröten können fliegen" (Webseite zum Film)
Iran 2004
Regie: Bahman Ghobadi
Darsteller: Soran Ebrahim, Saddam Hossein Feysal, u.a.
Kinostart in Deutschland: 05.05.2005
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